Eines Tages im Mai wurden wir sechs von unseren Kollegen getrennt und in einen gesonderten Laufstall gebracht. Dann kam ein Transporter und nachdem wir uns haben überzeugen lassen einzusteigen, wurden wir über mehrere Stunden in dem rumpelnden Kasten umhergefahren. Das war alles andere als gemütlich und als endlich die Klappe wieder runter ging, haben wir ehrlich gesagt nur an eines gedacht: Bloß weg hier.
Es gab kein Halten mehr und wir sind einfach davon gestürmt – außer Aurora, die den Anschluss verpasst hat und, weil sie natürlich auch unsere kleine Streberin ist, mal lieber auf der Wiese blieb, die für uns vorgesehen war. Lotte hat sich auf dem Weg auch abgeseilt, sie wollte einfach mal in Ruhe nachdenken und zog sich in den Wald zurück. Wir anderen vier haben eine traumhaft schöne Lichtung gefunden, auf der wir uns auf Anhieb wohl gefühlt haben und dort blieben wir einfach stehen.
Natürlich wurden wir vermisst und am nächsten Tag auch gefunden. Immer wieder tauchten die unterschiedlichsten Menschen auf, aber wir hatten echt die Nase voll von Zweibeinern und sind einfach abgehauen, sobald sie näher kamen. Na ja, letztendlich haben sie einen Zaun gezogen und einer kam auch immer wieder. Mit dem haben wir uns dann auch soweit angefreundet, dass wir ihm vertraut haben. Er hat uns auch niemals angebrüllt oder wild mit den Armen gewedelt – er war einfach da und nach einer Weile haben wir verstanden, dass er uns nichts Böses möchte. So kam es dann auch, dass wir in den Treibewagen gegangen und zu Aurora auf die erste Wiese umgezogen sind. Hat die sich gefreut! Allein als Rind ist schon doof.
Lotte allerdings, die war richtig genervt und wollte so gar nichts mehr mit Menschen zu tun haben. Jedes Mal, wenn sie jemanden sah, ist sie schnell wieder in den Wald abgehauen. Hat ihr aber unterm Strich auch nichts geholfen. Sie kam zehn Tage später dann auch zu uns und ist seitdem auch froh, dass wir wieder zusammen sind.
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